Angst
Im Foyer des Kölner Schauspielhauses, das provisorisch während der Renovierungs-Arbeiten der eigentlichen Spielstätte in einem Papier-Container in Mülheim untergebracht ist, war es schwierig für die Besucher, nicht vor irgendeine Kamera oder irgendein Mikrofon gezerrt und von Fragen umstellt zu werden: Haben Sie Angst vor Thomas Wehlim? Haben Sie sein neues Theaterstück schon gelesen? Was erwarten Sie von dem Abend? Die Polizei hatte die Gefährdungslage offenbar als nicht existent eingestuft, weswegen auch keine uniformierten Literaten zu sehen waren; schnell verbreitete sich eine Wohlfühl-Atmosphäre bei Kölsch und Grill-Käse, die nur von den dezent unhöflichen Mitarbeitern des privaten Ordnungsdienstes am Einlass gestört wurde. Gut so, einen Hauch von Attentats-Stimmung braucht man dann doch bei einer solchen Gelegenheit.
Angst
Meine Angst ist legendär. Sonne und Mond sind dann ihre Augen. Das Meer ihr äußerster Mund. Mit meinen Halb-Befunden gewinne ich keinen Blumentopf mehr. Ich versuche, mich auf mein Halsweh zu konzentrieren.
Angst
Du kannst nun Angst haben. So viel, wie Sterne am Himmel sind und Sandkörner am Meer. Sie wird dich umspülen wie ein kalter Ozean. Wie ein Sandsturm. Wie das Öl eines vergessenen Tankers.
Angst
Hast du Angst? Niemand wird sich annehmen deiner, und aller Tod ist dein Kind.
Angst
Lange hatte ich Angst, dass sie ertrinken. Und mich anschauten dabei. Danach, dass sie verbrennen, dann, wenn alle Kälte Legende ist. Schließlich wiederum, dass sie ersticken, an einer zu eilig beiseite gelegten Murmel vielleicht. Am Ende aller Wege, vor dem Innersten jedweder Schuld, hatte ich Angst, dass jemand kam und sagte: Du musst keine Angst haben mehr.